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Die Remise

In Berlin-Mitte  entsteht ein Ort der Begegnung und Vernetzung für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung, für professionelle und ehrenamtliche Helfer sowie für Künstler und Studierende. bromsky ist Teil des transdisziplinären Kernteams des Projektes, bestehend aus Künstlern, Architekten, Psychologen der Charité Campus Mitte, Sozialwissenschaftlern und Studierenden der Kunsthochschule Weissensee Berlin.

Zum Projekt

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Die Remise

Machbarkeitsstudie, Selbstbau, Instandsetzung
Berlin, 2016

In zentraler Lage ist ein Ort der Begegnung für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung, für professionelle und ehrenamtliche Helfer sowie für Künstler und Studierende entstanden: die Remise. Der dreigeschossige Erweiterungsbau aus DDR-Zeiten, zentral und dennoch geschützt im 3. Hinterhof der Senatskanzlei in der Brunnenstraße 188 in Berlin-Mitte gelegen, bietet seit Juli 2017 ein Dach für die beiden Projekte transVer und visions for people. Bis Ende 2016 haben wir Prof. T.C. Pollmann bei der Umsetzung des Gestaltungskonzeptes und den baulichen Instandsetzungsarbeiten beraten.

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In einer Machbarkeitsstudie im Rahmen des Berlin Award „Heimat in der Fremde“ haben wir zudem vorgeschlagen, die Remise um zwei Anbauten zu erweitern: eine Aufstockung im 4. und 5. Geschoss mit Wohnungen für geflüchtete Frauen und ein ebenerdiger Anbau für ein Café und größere Veranstaltungen. Eine Gemeinschaftsterrasse auf dem Altbau soll allen Nutzern des Hauses zur Verfügung stehen.

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Information zu den Projekten:

transVer (EG und 1. OG) unterstützt Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung bei der konkreten Suche nach psychosozialen Regelangeboten und bei der Weitervermittlung in Versorgungsangebote. Mit Hilfe von psychologisch und sozialarbeiterisch geschultem Personal sowie von Dolmetschern wird der Hilfebedarf eruiert und die schnellstmögliche Anbindung an bestehende Angebote des Regelversorgungssystems im Bezirk Mitte begleitet. Dies soll durch den Aufbau und die Pflege einer Ressourcen-Datenbank des bezirklichen psychosozialen Versorgungssystems bewerkstelligt werden. Um die Kompetenz der Mitarbeiter von psychosozialen Versorgungsangeboten zu stärken, werden fallbezogene Beratungen, Supervision sowie Fortbildungen und Vorträge angeboten. transVer ist ein von der Lottostiftung finanziertes Projekt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Campus Mitte.

visions for people (2. OG) ist ein Pilotprojekt der kunsthochschule weissensee berlin (khb) in Kooperation mit der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité Campus Mitte. Im Zentrum steht eine Feldforschung vor Ort, die im Sinne eines Human Centered Designs in bedarfsadaptierte, künstlerische Gestaltungen von Innen- und Außenräumen des Gebäudekomplexes der Psychiatrie Berlin-Mitte mündet. Somit entstehen für diesen Ort innovative, den Wünschen der Nutzer gemäße räumliche Arrangements, die positiv auf die Arbeits- und Aufenthaltsqualität einwirken.

Dialog extrem 2016. Ankommen

dialog_extrem_w7ae0qDoris Kleilein nimmt am Dialog extrem teil, einem experimentellen Veranstaltungsformat an der TU Berlin, bei dem am 26. April 2016  „Handlungsansätze und Visionen für das städtische Zusammenleben unter dem Vorzeichen von Flucht und Migration“ diskutiert werden.

Die Große Geld oder Leben Tour

Eine mobile Inszenierung im Stadtraum, Berlin, 2009
Kooperation mit  Ballhaus Naunynstraße

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Der Mensch, das Humankapital. Seit mehr als einem Jahr ist die Welt in der Wirtschaftskrise und alle reden von Krediten, von Geschäftspraktiken, auch von Moral. Wir haben uns auf eine Recherchetour durch den post-migrantischen Wirtschaftskosmos von Berlin begeben und Fragen gestellt: Ist das Ihr Geschäft? Warum arbeiten Sie hier? Wie sieht Ihr persönlicher Fünfjahresplan aus? Was ist Ihnen wichtiger: Geld oder Leben?

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Auf der Suche nach dem Großen Geld lenkt Busfahrer Ecki 35 Fahrgäste in einem ausrangierten BVG-Bus durch die Stadt. Die Tour führt an drei dynamische Orte post-migrantischen Wirtschaftslebens, die jeweils auf ihre Art das Stadtbild prägen: zum Dong Xhuan Center nach Lichtenberg, dem größten vietnamesischen Handelsplatz Europas; weiter zu den türkischen Autoschraubern hinter dem Kreuzberger Finanzamt, die in den ehemaligen Pferdeställen der Preußischen Armee die Schlitten wieder flott machen; und schließlich zum Neuen Kreuzberg Zentrum, wo sich in über 80 Gewerberäumen die unterschiedlichsten Kleinökonomien versammelt haben: Wettbüro, Money Transfer Bank, Drogenhandel, Künstleratelier.

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Drei Generationen von Migranten und Post-Migranten erzählen von ihren Wirtschaftsmodellen: vom Sparen und Geld verschicken, von der schwierigen Balance zwischen Arbeit und Leben, vom Traum vom Großen Geld. Es gibt Überlebensstrategien und Erfolgsgeschichten, langfristige Visionen und komplizierte Kalkulationen – aber auch das Gefühl, nie in der Gesellschaft anzukommen, eine unproduktive Last zu sein. Zwischen dem angeworbenen Gastarbeiter und dem selbständigen Unternehmer liegen über vierzig Jahre Migrationsgeschichte.

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Im Lauf der zweistündigen Inszenierung taucht das Publikum über MP3-Player in die Gedankenwelten der Protagonisten ein. Regieanweisungen via Kopfhörer machen die Fahrgäste zu Mitspielern. Auf der Tour gibt es Unterbrechungen, neue Fahrgäste steigen ein und aus, es kommt zu Zwischenfällen. An den drei Stationen verlässt das Publikum den Bus, um Geld zu verdienen und auszugeben, in kleinen Gruppen die Orte zu erkunden und in Dialog mit den realen Protagonisten zu treten.

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Der Katalog dokumentiert die Tour und ihre Orte.

Idee, Konzept, Recherche, Interviews: Cagla Ilk & Doris Kleilein

Textfassung: Michael Ronen, Yael Ronen, Irina Szodruch

Regie: Michael Ronen

Dramaturgie: Irina Szodruch 

Katalog: Cagla Ilk, Doris Kleilein, Jan Liebscher

Kahvehane. Anatolische Kaffeehäuser in Kreuzberg und Neukölln

Mapping, typologische Studie, Katalog, 2008

BN-Kahvehane-Katalog-1Kahvehane, das sind die türkischen Männercafés, die man vom Vorbeilaufen kennt:  „Zutritt nur für Vereinsmitglieder“ steht an der Tür, im Inneren sieht man Männer beim Tavla oder Okey-Spiel um Tische sitzen, sie nippen an einem Glas Tee oder Mokka. 2008 haben wir das Eröffnungsprojekt  des Ballhaus Naunynstraße dokumentarisch begleitet: Kahvehane – Turkish delight, German fright?, kuratiert von Tunçay Kulaoğlu & Martina Priessner, ein Parcours, bei dem das Publikum in kleinen Gruppen in 12 dieser Kaffeehäuser in Kreuzberg und Neukölln geschickt wird und dort kurze Inszenierungen und Performances besucht.

Kahvehane sind  Leerstellen in der Stadt: Sie prägen das Stadtbild, aber was sind das für Orte?  Wie wird in diesen Räumen die zurückgelassene Heimat repräsentiert? Und: Wie manifestiert sich diese Heimat, oder besser: die Sehnsucht nach Heimat, ganz konkret, als Raum?

Das Ergebnis ist eine Typologie der Kahvehane